Wissenschaftliche Überlegungen
zu den Ja - Nein - Rätseln
Ein Beitrag zur Erforschung oraler Traditionen


Achtung :
In diesem Artikel werden auch Lösungen zu Rätseln verraten. Lest besser erst die jeweiligen Geschichten.
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zweitens: das Copyright dieses Textes liegt ausschließlich beim Autor, also bei mir. Ich bin froh, wenn mich jemand zitieren oder verlinken möchte, aber fragt mich vorher! ()
drittens: dieser Text wurde weder für die Schule oder die Uni geschrieben, noch um damit irgendwie Kohle zu machen. Ich bin ja für jede Anregung oder Kritik dankbar, aber bedenkt dabei bitte, daß ich diesen Text für mich und für Euch geschrieben habe. Aus Spaß an der Freud´, aus Liebe zum Hobby, und das Ganze in meiner Freizeit, in mehreren Stunden Arbeit. Er enthält deshalb bestimmt auch Fehler oder Ungenauigkeiten, aber schließlich will ich hier nicht hohen Ansprüchen genügen. (Trotzdem würde ich gerne wissen, wie man ihn verbessern könnte.)

Inhalt:

1., Begriffsdefinition
Was sind laterale Rätsel?
Auswahl
Warum eine wissenschaftliche Untersuchung?
Abgrenzung zu ähnlichen Formen von oraler Tradition
"Das ist wirklich passiert"
Entwicklung und Verbreitung
Funktion im gesellschaftlichen Kontext
2., Einteilung in Themenkreise
Neuheiten / Trends / Trendsport
Tierrätsel
Probleme im Umgang mit der Natur
Gefährliche Situationen / Angst vor Unfällen
Probleme beim menschlichen Zusammenleben
juristische Feinheiten
andere Welten
Behinderungen / Andersartigkeiten / Krankheiten
Der unübliche Tod
Geburt
Specials

3., Schlußfolgerung :
laterale Rätsel erklären die Welt
Erzählmethoden: Abstraktion und Drastik
Klassiker
4., Zusammenfassung der Ergebnisse


1., Begriffsdefinition:

Was sind laterale Rätsel?

Noch einmal in Kürze: Ja-Nein-Rätsel sind Denksportaufgaben, bei denen ein „Spielleiter“ eine Geschichte oder Begebenheit in wenigen Sätzen „kurz anreißt“. Es gibt aber zu wenig Informationen, um den "Clou" der Geschichte zu verstehen. Die Aufgabe der Spieler ist es nun, auf die Hintergründe der Geschichte zu kommen, indem sie Fragen stellen, die der Spielleiter nur mit „Ja“, „Nein“ oder „Irrelevant“ beantworten darf. Eine genauere Erklärung mit Beispiel gibt es auf der Anfangsseite der Sammlung.

Traditionell ist diese Form von Rätseln bei Jugendlichen zu finden. Gespielt werden sie hauptsächlich auf Freizeiten oder Klassenfahrten etc.. Es ist also ein Zeitvertreib, der der Entwicklung des logischen Denkens dient. Ausschließlich gilt das jedoch nicht. Gerade auf der größten Internetseite zu diesem Thema (www.lateralpuzzles.com) tummeln sich Menschen aller Altersstufen.

Der Begriff „laterale Rätsel“, beziehungsweise „laterales Denken“ stammt aus der Psychologie und wird dem Kreativitätsforscher Edward DeBono zugeschrieben. „Lateral“ bedeutet dabei soviel wie: „um die Ecke denken und dabei bewußt unvoreingenommen sein.“ Genau darum geht es bei diesen Rätseln: Durch geschickte Fragestellung klappert man erstmal alle „üblichen und bekannten“ Faktoren ab, um schlußendlich auf die unübliche Lösung zu kommen. Das ist eigentlich eine normale detektivische Methode: Wenn ich alles ausgeschlossen habe, dann muß das, was übrig bleibt, die Lösung sein. Auch, wenn sie noch so unwahrscheinlich ist. (Eine hervorragende Definition von lateralem Denken an sich gibt es auf Anders Björk´s Seite Graue Zelle.)

Ich werde jetzt versuchen, die wichtigsten Merkmale von lateralen Rätseln aufzuzeigen. Wie könnte man sie einordnen? Gibt es gemeinsame Merkmale? Lassen sie sich vielleicht sogar auf wahre Begebenheiten zurückführen? Oder sind sie frei erfunden? Was macht eigentlich die Faszination der Ja-Nein-Rätsel aus?

Auswahl

Insgesamt kenne ich persönlich weit über 200 Ja-Nein-Rätsel, ich habe sie nicht genau erzählt. Davon habe ich aber nur gut 100 in meiner Sammlung zusammengestellt. Und zwar diejenigen, von denen ich weiß oder glaube, daß sie einer größeren Menge Menschen bekannt sind und tatsächlich immer wieder erzählt werden.
Natürlich ist das schwer zu beurteilen. Viele Rätsel sind von Paul Sloane, über den ich weiter unten noch etwas schreibe, gesammelt und in Buchform verbreitet worden. Viele sind aber auch von ihm erfunden worden. Davon habe ich einige schon in Spielrunden gehört, andere nicht. Und ich könnte nicht sagen, ob das selbst erfundene waren oder von Sloane selbst gesammelte.
Andere Rätsel wiederum stehen auf verschiedenen Homepages (und zwar oft in unterschiedlichen Sprachen). Das bedeutet aber nicht, daß sie deshalb auch häufig in den jeweiligen Ländern erzählt werden, sondern manchmal nur, daß die Autoren voneinander abgeschrieben haben und sie in ihre Sammlung einverleibt haben, um sie etwas aufzubauschen. (Das merkt man oft an der exakt gleichen Wortwahl.)
Ich habe mich also auf Rätsel konzentriert, die
- ich aus mindestens 3 schriftlichen Quellen habe, möglichst in verschiedenen Sprachen.
- die ich darüber hinaus schon einmal gehört zu haben glaube oder sogar selbst "erspielt" habe.
    (Möglichst in verschiedenen Varianten.)
- die ich in möglichst zuverlässigen, sogenannten "Klassikerlisten" gefunden habe.
    (Wobei dieses Kriterium das unwichtigste war.)
Bei etwa 5 Rätseln konnte ich die ersten beiden Kriterien nur teilweise erfüllen. Sie erschienen mir dann aber wenigstens so interessant und "typisch", daß ich sie ohne weitere Angabe übernommen habe.
All diese Rätsel habe ich nicht besonders gekennzeichnet. Man kann nicht völlig ausschließen, daß ein einzelner Urheber, ein "Erfinder" auszumachen wäre. (Sollte also jemand einen begründeten Anspruch auf Urheberrecht erheben, wäre ich wirklich für eine Mail dankbar.) Aber ich persönlich halte sie inzwischen für "gemeinsames Erzählgut", gerade dann, wenn verschiedene Varianten vorliegen.
Außerdem habe ich ungefähr 10 Rätsel aufgenommen, bei denen mir der Urheber bekannt ist. Sie gehören nicht im strikten Sinne zu diesem gemeinsamen Erzählgut. Sie veranschaulichen oder verstärken aber oft ein bestimmtes Thema, und sind deshalb  wissenschaftlich interessant. Bis auf einen Fall, der nicht mehr nachgeforscht werden konnte, habe ich dabei die Urheber gefragt, ob sie mit einer Veröffentlichung in diesem Rahmen einverstanden wären. Falls gewünscht, habe ich sogar den Namen des Erfinders genannt.

Warum eine wissenschaftliche Untersuchung?

Warum braucht es überhaupt einen wissenschaftlichen Text zu Ja-Nein-Rätseln? Warum muß man diese Art der Freizeitgestaltung untersuchen? Macht man sich und anderen damit nicht den Spaß an der Sache kaputt, indem man das Thema "totlabert"?
Nun, diese Untersuchung stellt einen Beitrag zur modernen Erzählforschung dar. Ich möchte hier nicht zu weit ausholen, aber es gibt einen Teilbereich der volkskundlichen Wissenschaft, die sich damit beschäftigt, was sich Menschen alles erzählen. Welche Geschichten, Anekdoten oder auch Märchen von Generation zu Generation weiter gegeben werden. Und was diese Geschichten für uns Menschen so interessant macht. Warum werden manche Geschichten beharrlich überliefert? Was sind die Themen, die uns Menschen im Alltag so bewegen? Und was sagt das über uns aus?
Die Erzählforschung beschäftigt sich mit vielen Formen der sogenannten "oralen Tradition". Um genauer zu sein, mit allen Geschichten, die von Mund zu Mund weitergegeben werden und sich aber selten auf bestimmte Urheber nachweisen lassen. Bekannte Formen sind eben die Anekdote, das Gerücht, oder auch das Märchen. In den 80er Jahren rückte in der Wissenschaft eine Erzählform ins Rampenlicht, die bis dahin weniger beachtet worden war: die moderne Sage ("urban legend"). Rätsel jedoch blieben weiterhin das Stiefkind der Erzählforschung. Ich kann nur vermuten, daß man ihnen möglicherweise nicht den kommunikativen Charakter zuschrieb, den beispielsweise ein Witz oder eine Legende hat. Außerdem legte man wohl Wert auf einen hohen Verbreitungsgrad, der bei Rätseln nicht unbedingt anerkannt ist. (Für genauere Begründungen reicht mein Wissen nicht aus, das überlasse ich den "professionellen" Erzählforschern.)
Doch was für die anderen Formen der modernen Erzählforschung gilt, gilt für die Ja-Nein-Rätsel gleichermaßen: Sie sind weit verbreitet, werden mündlich seit Jahrzehnten (und wahrscheinlich Jahrhunderten) weitergegeben, und sagen einiges über Erzähler und unser "Weltbild" aus. Was das genau ist, das möchte ich in diesem Text untersuchen.
Und eines kann ich versichern: Obwohl ich mich seit Monaten mit diesem Thema beschäftigt habe, habe ich immer noch große Freude daran, Ja-Nein-Rätsel zu stellen und mitzuraten. :-)

Abgrenzung

Die Ja-Nein-Rätsel stehen also auf der gleichen Ebene beispielsweise mit den modernen Sagen oder den Gerüchten.
Der Unterschied zu diesen beiden ist folgender:
Bei einem Gerücht ist das “Opfer” meist dem Erzähler bekannt, wenigstens dem Namen nach. Je bekannter das Opfer, desto mehr Gerüchte gibt es. (Das ist ein Grund, warum die Boulevardpresse so erfolgreich ist.) Ja-Nein- Rätsel erzählen eher Geschichten von Unbekannten. Es ist hier mehr die Freude am “Wie ist etwas passiert?” als am “Wer ist beteiligt?”. Außerdem geben Gerüchte vor, “wahr” zu sein. Ja-Nein-Rätsel sind zumeist Geschichten, die zum Zweck des Mitratens extra erfunden werden. (Ausnahmen siehe unten)
Ähnlich sind die Unterschiede zu den modernen Sagen. Auch dort wird eine angeblich wahre Geschichte erzählt. (“Das ist dem Freund eines Bekannten meines Bruders wirklich passiert.”) Außerdem enthalten moderne Sagen eine sich entwickelnde Geschichte, während Ja-Nein-Rätsel meist nur einen einzigen Umstand beschreiben. Zwar geht es auch hier um Hintergründe, die man während des Ratens “entwickelt”. Aber genauso gut könnten diese sofort auf einen Schlag verraten werden, oder sogar “von hinten nach vorne” erraten werden. Im Endeffekt zählt für die Rätsel nur der Fakt an sich.
Natürlich gibt es starke Überschneidungen zwischen den Kategorien. Ja-Nein-Rätsel „adoptieren“ sozusagen andere Genres und verpacken sie neu in Rätselform. So kann man durchaus einige bekannte moderne Sagen in der Form von Rätseln wiederfinden. (Beispiele wären N8 über den 11. September oder U5 über den Taucher im Wald) Die Frage, was allerdings zu erst da war (Rätsel oder moderne Sage) ist ungefähr so schwer zu beantworten, wie die Frage nach der Henne und dem Ei. Natürlich kann man mutmaßen, daß Rätselerfinder sich ihre Anregungen aus Alltagsgeschichten holen, die sie dann in Rätselform umwandeln.Es ist deshalb wahrscheinlich, daß Ja-Nein-Rätsel eine Art "Zweitverwertung" bekannter Sagen darstellen. Sicher ist das indes nicht und es läßt sich weder die eine noch die andere Aussage wirklich nachweisen. Das liegt an der Natur der mündlichen Überlieferung: Es gibt keinen Zeitpunkt, zu dem sich das erste Auftauchen einer Geschichte belegen ließe.

"Das ist wirklich passiert"

Ein Beispiel dafür, wie sehr sich diese drei Erzählformen (laterale Rätsel, Gerüchte und moderne Sagen) überschneiden, ist der angebliche "Wahrheitsgehalt". Erzähler von Ja-Nein-Rätseln würzen ihre Lösung häufig mit dem Nachsatz: "Das ist übrigens wirklich passiert." (Beispiele findet man unter anderem auch auf den jeweiligen Seiten in der Linkliste .) Genauso, wie bei den modernen Sagen, können die Erzähler das jedoch nicht belegen. Auf Nachfrage kommen dann lediglich ähnliche Bemerkungen, wie sie auch bei modernen Sagen vorkommen. ("Das soll angeblich wahr sein." oder "Das ist einem Freund eines Bekannten eines... etc. passiert.") Das bedeutet nicht notwendigerweise, daß die Behauptung der Wahrheit erlogen ist. Wie der Göttinger Volkskundeprofessor Rolf Brednich für moderne Sagen nachweist, lassen sich tatsächlich manche Geschichten auf einen wahren Kern zurückführen. Hinzu kommt, daß sich jeder Mensch in der alltäglichen Kommunikation seine eigenen Wahrheiten konstruiert. Das bedeutet: Jeder Mensch nimmt die Wirklichkeit anders wahr, und deshalb mag für den einen etwas stimmen, während es für den anderen Humbug ist. Daraus folgt, daß die Behauptung, eine Geschichte sei wahr, deutlich mehr über die Wirklichkeitsauffassung des Erzählers aussagt, als über die Geschichte selbst. Man könnte jetzt eine Untersuchung anschließen, welche Geschichten häufiger für "wahr" gehalten werden als andere, um dann eventuell ein gemeinsames Weltbild von Ja-Nein-Rätselfreunden an sich auszumachen.Das soll hier aber nicht Zweck der Untersuchung sein, und es wäre vermutlich auch schwer herauszuarbeiten. Ich habe mich deshalb in der Sammlung darauf beschränkt, Ja-Nein-Rätsel, die häufiger als andere als "wahr" angegeben werden, entsprechend zu kennzeichnen.

Entwicklung und Verbreitung

Ein wesentliches Merkmal von oraler Tradition ist, daß niemand genau sagen kann, wann ein bestimmtes Phänomen eigentlich begonnen hat. Sicher ist, daß es bereits um 1900 herum laterale Rätsel gegeben hat. Genauer: es gab bereits einige, die auch heute noch kursieren, und zwar fast in unveränderter Form. Ein gutes Beispiel ist das Rätsel um den Mann, der Pinguinfleisch ißt. (N5). Zu ihr gibt eine Aussage eines mittlerweile verstorbenen Engländers, daß er sie bereits um 1910 herum fast wortwörtlich gehört habe. (Was verständlich ist, da es in diesem Rätsel um eine Expedition geht, und die Zeit Anfang des letzten Jahrhunderts eine Blütezeit der Entdeckungen war.)
Spätestens seit den 70er Jahren sind die Geschichten aber so beliebt, daß es kaum noch möglich ist, einen Jugendlichen zu finden, der sie nicht kennt. (Ich rede hier über Deutschland, aber ähnliches gilt auch für die ganze ”westlich orientierte” Welt. Auf den Verbreitungsgrad gehe ich gleich nochmal genauer ein.)
Noch einen weiteren Schub erhielt der Bekanntheitsgrad durch die Veröffentlichung der Bücher des schottischen Sammlersund Rätsel-Erfinders Paul Sloane (meist in Zusammenarbeit mit dem irischen Mathematikprofessor Des MacHale) seit dem Jahr 1991. (zu den Büchern wie auch allen erwähnten Webseiten: siehe Links )
Kurz darauf entstanden die ersten Sammlungen im Internet. Inzwischen gibt es sogar ein (englischsprachiges) Forum, in dem man Ja-Nein-Rätsel stellen und online lösen kann: www.lateralpuzzles.com
Dieses Forum ist auch ein guter Indikator für den Verbreitungsgrad der Rätsel, denn es sind dort Menschen aus beinahe allen Ländern vertreten, für die der Umgang mit dem Internet zum Alltag geworden ist. In den ersten Monaten des Jahres 2002 gab es Beiträge aus Kanada, USA, Brasilien, Irland, Großbritannien, Norwegen, Dänemark, Belgien, Deutschland, Schweiz, Italien, Rumänien, Indien, Australien und Neuseeland., um nur die wesentlichen zu nennen.
Ich bin zwar Ethnologe, aber werde als solcher nicht bezahlt. Ich habe also nicht die Mittel, den Verbreitungsgrad von Ja-Nein-Rätseln wirklich empirisch nachzuweisen. Ich kann nur vermuten, daß es eine typische Freizeitgestaltung in industrialisierten Ländern ist. Sie ist also wahrscheinlich nicht in Ländern zu finden, in denen täglich um das Überleben gekämpft wird. Auch bezweifle ich, daß die sogenannten "Naturvölker", die ja eigentlich in der Regel eine starke orale Tradition pflegen, diese Form von Rätseln mit ihrer starren Struktur akzeptieren. Laterale Rätsel basieren sehr auf logischen Überlegungen, sie sind deduktiv, und das ist eher ein Merkmal der sogenannten "westlichen Welt". Ich würde annehmen, daß sie in Großbritannien oder den USA ihren Ursprung haben, aber all das dürfte schwer zu beweisen sein.

Funktion im gesellschaftlichen Kontext

Egal, ob in Form moderner Sagen, Legenden, Märchen oder eben Ja-Nein-Rätseln: Warum erzählen sich Menschen überhaupt Geschichten? Nur, um „Smalltalk“ zu betreiben und damit einfach zwischenmenschliche Kontakte zu pflegen? Oder, um dem anderen zu zeigen, wie man denkt und wer man eigentlich ist? Sagt die Auswahl der Geschichten nicht mehr über den Erzähler aus, als über die Geschichte selbst? (Wie bereits im Kapitel "Wahrheitsgehalt" angemerkt.) Sind also diese Rätsel nichts anderes als eine ganz normale Form der Kommunikation mit all ihren üblichen Absichten? (z.B. jemanden Kennen zu lernen oder sein Ansehen innerhalb einer Gruppe zu steigern.)
Sicherlich trifft das alles zu. Wenn man sich dann aber einmal die Themen genauer ansieht, um die sich die Ja-Nein-Rätsel drehen, dann findet man einen ganz bestimmten Kanon, der vor allem eines tut: er erklärt die Merkwürdigkeiten der Welt, in der wir leben. Er enthält die Dinge, die wir nicht begreifen, weil sie uns unbekannt sind. Oder nicht begreifen können, weil sie nicht zu unserer alltäglichen Vorstellungswelt passen.
Sehen wir uns also einmal genauer an, worum es in diesen Geschichten eigentlich geht, was die hauptsächlichen Themen sind. Anschließend können wir daraus möglicherweise ein Fazit ziehen, was die Ja-Nein-Rätsel interessant macht, und warum sie eigentlich erzählt werden.


2., Einteilung in Themenkreise:

Ob man die Rätsel überhaupt in Kategorien einteilen muß, ist sicherlich diskussionswürdig. Und natürlich ist die folgende Einteilung subjektiv. Einige Rätsel passen sowohl in die eine, als auch in die andere Kategorie. Aber das ist egal, denn letztlich geht es darum, Schwerpunkte aufzuzeigen, die hauptsächlichen Themen der Ja-Nein-Rätsel herauszuarbeiten. Und ob dann in der jeweiligen Kategorie 20 oder nur 10 Rätsel stehen, ist im Endeffekt egal. Bemerkenswert ist doch, daß man bestimmte Themen überhaupt deutlich häufiger in Rätselform hört als andere.

Neuheiten / Trends / Trendsport (N1 - N8)
Halt! Ich möchte erst die entsprechenden Rätsel lesen!
Wie bei jeder oralen Tradition, so gehen auch die Erfinder von Ja-Nein-Rätsel mit der Zeit. Sie suchen nach dem Unüblichen, nach dem Neuen, mit dem sie den Zuhörer verblüffen können und so das Rätsel durch überraschende Fakten interessanter machen. Deshalb findet man hier häufig Trends und neue Entwicklungen, insbesondere dann, wenn sie gefährlich sind.
Beispiele:
Rätsel N6: Einen – gottseidank – sehr kurzfristigen Trend behandelt dieses Rätsel: Ende der 80er Jahre wurde das Phänomen des „Trittbrettfahrers“ populär. In Großstädten wie Hamburg oder München suchten Jugendliche den Nervenkitzel, indem sie sich auf die Trittbretter einer S- oder U-Bahn stellten, sich von außen an den Türgriffen festhielten, und so manchmal bis zum nächsten Halt mitfuhren. Die Presse spielte diese Vorfälle sehr hoch, auch aufgrund ihrer Gefährlichkeit. Tatsächlich gab es nur wenige nennenswerte Fälle, da die Überwachung des öffentlichen Nahverkehres sehr schnell reagierte. Aber natürlich waren diese Ereignisse ein gefundenes Fressen für Unterhaltungen aller Art, also auch in Rätselform.
Daß mit Neuheiten schon immer in Rätselform gespielt wurde, zeigt das Beispiel der Pinguinfleisch-Geschichte (N5). Wie oben bereits erwähnt, kursierte sie bereits zu dem Zeitpunkt, als ihr "Thema", Expeditionen in unbekannte Regionen, noch neu war.
Weitere Beispiele für Trends und Neuheiten, die sich in Rätselform widerspiegeln, sind die Geschichten N1 (behandelt den Ballonsport), N7 (Computerspiele, genauer gesagt der populäre Spielcharakter Lara Croft), N4 (Fallschirmspringen) oder N3 (Bungee-Jumping). Einerseits dient die Verwendung dieser Themen natürlich dazu, das Rätsel schwieriger zu machen. Die Spieler müssen in eine unübliche Richtung denken, die sie vielleicht vom Hörensagen her kennen, die ihnen aber nicht im alltäglichen Bewußtsein ist. Andererseits dient die Erzählung eines solchen Rätsel dazu, solche Trends bekannt zu machen. („Ach, so etwas gibt es? Wieder etwas gelernt...“) Oft entspinnt sich im Anschluß eine Diskussion unter den Spielern über Sinn und Unsinn des jeweiligen Themas.

Tiere (T1 - T13)
Halt! Ich möchte erst die entsprechenden Rätsel lesen!
Tiere sind dankbare Subjekte für die Ja-Nein-Rätsel. Zum einen wegen ihrer Gefährlichkeit, zum anderen aber auch, um den Spieler zu verblüffen.
Beispiele:
Eine ganze Reihe von Rätseln spielt mit dem Umstand, daß der Mensch seinen Haustieren Namen gibt oder ihnen sogar menschliche Eigenschaften zuweist. Das berühmteste dieser Rätsel, und wahrscheinlich eines der berühmtesten Ja-Nein-Rätsel überhaupt, ist die Geschichte der beiden toten Goldfische (T1). Ein schönes Beispiel für solche Verwechslungsspiele auch das Rätsel T8, in dem ein Papagei der einzige Zeuge eines Mordes ist. Weitere Beispiele gibt es unter "Specials".
Daß auch ganz harmlose Tiere gefährlich werden können, zeigen verschiedene Geschichten: in T2 sind es Bienen, die auf ihren Imker losgehen, in T10 fällt ein Jockey vom Pferd und stirbt, und in T11 gerät ein Vogel in den Düsenantrieb eines Flugzeuges, das deshalb abstürzt.
Die Verantwortung, die der Mensch gegenüber Tieren hat, wird in anderen Rätseln betrachtet: In T4 wird eine Katze stranguliert, weil ein Mensch zu wenig über das natürliche Verhalten von sich ausdehnendem und zusammenziehendem Leder(halsband) nachgedacht hat. Und in T5 muß ein Pferd wegen seines gebrochenen Beines erschossen werden.
Daß Tierrätsel so populär sind liegt zwar einerseits an dem Umstand, daß Haustiere für uns zu einer Selbstverständlichkeit geworden sind, wir aber andererseits oft wenig über sie wissen. Es sind oft noch "unbekannte" Wesen, die wir nicht wirklich verstehen oder uns sogar gefährlich erscheinen.

Probleme im Umgang mit der Natur (P1 - P5)
Halt! Ich möchte erst die entsprechenden Rätsel lesen!
Es scheint zunächst banal, wenn man sich ansieht, welche Themen in den folgenden Beispielen verwertet werden: Beispiele:
Die Rätsel P1 oder P3 behandeln das übliche Phänomen, daß Hitze eben Eis schmilzt.
Daß ein Mensch unter Wasser nicht atmen kann, wüßte man auch, ohne das Rätsel P4, in dem es um einen Taucher am Wrack der Titanic geht.
Und daß sehr laute Geräusche unter bestimmten Umständen eine Lawine auslösen können, hat man vielleicht auch schon einmal gehört. (wie in dem Rätsel P2)
Diese Rätsel erklären uns vielleicht keine neuen Tatsachen (es sei denn, sie werden kleineren Kindern gestellt). Aber sie dienen als kurze „Erinnerungen“, die natürliche Phänomene neu verpacken und damit noch einmal darauf hinweisen. Das bezweckt nicht nur, ein Rätsel anspruchsvoller zu gestalten. Es passt auch in das Gesamtbild: Ja-Nein-Rätsel erklären Fakten, die uns nicht jederzeit bewußt sind, die wir aber an sich wissen. Sie regen damit zum Nachdenken, zum "Wundern" über unsere Welt an.

Gefährliche Situationen / Angst vor Unfällen (G1 - G13)
Halt! Ich möchte erst die entsprechenden Rätsel lesen!
Im Leben eines normalen Menschen wird es immer wieder Situationen geben, in denen man nur haarscharf am Tod oder an Verletzungen vorbeigeschrammt ist. Man könnte pauschal sagen, die folgenden Geschichten behandeln die „mütterlichen Ängste“ vor solchen Situationen:
Beispiele:
Das Rätsel G5, in dem 2 Menschen im Nebel mit den Köpfen aneinander knallen, ist – übertrieben gesagt – fast schon eine Lehrbuchgeschichte für den Fahrunterricht.
Die Angst vor Unfällen, die wortwörtlich „aus heiterem Himmel“ kommen, wird in keinem Rätsel deutlicher, als in der Geschichte, in der einem Menschen eine Schildkröte auf den Kopf knallt. (G10)
In G7 wird geschildert, wozu die Kombination aus Leichtsinn und Alkoholgenuß führen kann: zum Tod nämlich.
Aber: Nicht umsonst spielen viele Stories im Zirkus-Milieu, wo wir den Wagemut und oft sogar die Todesverachtung der Künstler bewundern, wie in dem Rätsel G2 drastisch beschrieben, das von der Kunst des Messerwerfens handelt.
Die Angst, unschuldiges Opfer von Unachtsamkeiteni zu werden, ist ein weiteres Thema, das in den Rätseln G6 (Krankenhaus) oder G8 (Leuchtturmwärter) behandelt wird.
Und die Geschichte G9 (Hypnose) ist ein Lehrstück darüber, daß man nicht mit dem Leben anderer spielen sollte.
Das entscheidende Stichwort ist hier „Moral“! Die Rätsel bringen absichtlich krasse Beispiele zur Abschreckung, Leichtsinn wird bestraft. Insofern kann man diese beliebte Thematik der Ja-Nein-Rätsel als eine Weiterführung des "Struwwelpeter" sehen. Sie enthält den kritischen Hinweis, daß wir in einer Welt leben, in der Kleinigkeiten uns schaden können. Diese "düstere" Weltsicht scheint ein generelles Merkmal von lateralen Rätseln zu sein. Überall lauern Tod, Gefahren und das "Fremde". Wir beherrschen diese Welt nicht komplett, sondern sind immer wieder unverhofften Ereignissen ausgesetzt, weil wir auch nicht an alles denken können. Laterale Rätsel bieten somit eine Orientierungshilfe.

Probleme beim menschlichen Zusammenleben (Z1 - Z6)
Halt! Ich möchte erst die entsprechenden Rätsel lesen!
So sehr man sich bemüht, es gibt im Leben immer wieder Peinlichkeiten oder kleine Probleme, die ein angenehmes Zusammenleben erschweren. Im Grunde sind die folgenden Rätsel eine abgeschwächte Version der vorherigen. Sie zeigen genauso Situationen auf, in denen wir uns hilflos fühlen und vor denen wir Angst haben. Sie behandeln aber weniger
Beispiele, die unverhofft von außen auf uns hereinstürzen, sondern menschliche Eigenschaften, die in uns allen lauern. Es geht hier um Emotionen, die wir nicht kontrollieren können. Die Fortsetzung des Lehrsatzes aus dem vorherigen Kapitel "Achte darauf, die Welt unter Kontrolle zu haben." wird hier also weitergeführt mit "Achte darauf, Dich selbst unter Kontrolle zu haben." Auch das zeigt wieder eine negative Weltsicht. Der Mensch erscheint als ein Tier, das nur einen kleinen Anstoß braucht, um aus der Haut zu fahren oder zumindest seine Mitmenschen zu stören. Um im Bild zu bleiben: wenn das vorherige Kapitel den "Struwwelpeter" in den Ja-Nein-Rätseln aufzeigt, dann sind diese Rätsel so etwas wie die "10 Gebote" für den friedlichen Umgang miteinander:
Dabei fängt das zunächst ganz harmlos an: In dem Rätsel Z4 geht es um ein handfestes, bekanntes Problem in vielen Ehen: das Schnarchen. In diesem Beispiel ist es zwar nicht der Ehepartner, der sich gestört fühlt, aber es schildert das Thema trotzdem in einer Situation, die sich wohl jeder von uns gut vorstellen kann.
Ein weiterer, großer Themenkreis der Ja-Nein-Rätsel ist das Problem Eifersucht. Die Geschichten Z5 oder auch U3 zeigen extreme Formen, die schließlich zu Mord und Totschlag führen.
Rachegefühle (Z1: Henker) oder menschliche Eitelkeiten (Z2: Geburtstagskerzen) sind die nächsten Gefahren, die zum Kontrollverlust führen können.
Weitere Beispiele für Störungen im menschlichen Zusammenleben / in der Kommunikation sind die Rätsel Z3 (Schluckauf oder, Z6 (Schlafwandeln),.

juristische Feinheiten (J1 - J3)
Halt! Ich möchte erst die entsprechenden Rätsel lesen!
Die Besonderheiten der Gesetzgebung sind ab und an Gegenstand der Rätsel, meist aber nicht als Hauptthema, sondern im Zusammenhang mit Verbrechen, die zum Tode führen. Ein paar Beispiele gibt es aber trotzdem, in denen das Wissen um bestimmte juristische Feinheiten bei den Spielern vorhanden sein muß: Die Todesstrafe und eine mögliche Begnadigung in letzter Sekunde sind Thema des Rätsels J1. Rätsel J2 verdeutlicht uns den juristischen Umstand, daß man nicht 2 mal für das selbe Verbrechen bestraft werden kann. Und einen ganz speziellen Fall stellt das Rätsel J3 dar, das gut und gerne auch in der Kategorie über "Behinderungen und Andersartigkeiten" stehen könnte.
Insgesamt gesehen hätte ich den ganzen Themenbereich auch weglassen könne, denn auch die ersten beiden Rätsel hätten noch gut zu dem Thema "Der unübliche Tod" gepasst. Ich habe mich trotzdem für eine eigene Kategorie entschieden. Die "juristischen Feinheiten" sind nämlich ein gutes Beispiel dafür, welche Probleme es bei der Erfindung neuer Rätsel gäbe. Sie müssen einen Umstand beschreiben, der allen Spielern zumindest vom Hörensagen her bekannt ist. (In diesem Fall also beispielsweise die Todesstrafe in den USA.) Sie dürfen andererseits aber nicht so ins Detail gehen, daß sie nur von Spezialisten zu lösen wären. (Es sei denn natürlich, man möchte sein Rätsel gezielt nur ein paar "Fachidioten" stellen.)
Drittens muß man sich noch möglichst unübliche Fälle ausdenken, damit die Lösung des Rätsels nicht zu einfach zu durchschauen ist.(Hier: indem ein Zufall konstruiert wird, eine Begnadigung in letzter Sekunde. Auch das Flackern des Lichts verschleiert den eigentlichen Tatbestand.) Man muß sich also einerseits auf einen gemeinsamen Nenner einigen, andererseits darf das Rätsel nicht zu leicht werden. Juristische Tatbestände eignen sich dafür sehr gut. Täglich liest man von Verbrechern vor Gericht, hört man Bekannte von einer Begegnung mit der (Verkehrs-)Polizei erzählen. Uns allen ist von klein auf bewußt, daß sich ein immens großer Apparat an Richtern und Anwälten mit manchmal skurrilen Fällen herumschlagen muß.Angesichts dieser Tatsache verwundert es beinahe, daß nicht noch mehr juristische Fälle Gegenstand von Ja-Nein-Rätseln werden. Oder ist es gerade umgekehrt? Sind uns solche Situationen zu nahe, zu bekannt, als daß wir wirklich noch Freude daran hätten, sie zu erraten? Vielleicht ist dies ja tatsächlich ein Hinweis darauf, daß ein gutes Rätsel immer auch die Komponente des "Unbekannten", des "Fremden" in sich tragen muß. Es sollte nicht von Alltäglichkeiten handeln. Könnten wir uns wirklich erfolgreiche Rätsel über Kaufhausdiebe, Falschfahrer oder Einbrecher vorstellen? Ich denke, daß die oben genannten Beispiele (gerade in Deutschland) nur deshalb immer wieder neu erzählt werden, weil sie doch recht weit hergeholt sind.

Andere Welten (A1 - A7)
Halt! Ich möchte erst die entsprechenden Rätsel lesen!
Eine Ausnahmeerscheinung bilden die lateralen Rätsel, die ihre Handlung in übernatürliche oder unbekannte Welten verlegen.Sie sind deshalb interessant, weil sie noch junge Ängste und Szenarien beschreiben.
Beispielsweise spielen sie auf Fantasy-Welten (A1, A5) oder in einer postatomaren Zukunft (A3).
Andererseits spielen sie mit dem Aberglauben an übernatürliche Phänomene (A2, Vampire oder A6, Voodoo oder A4, das "scheußliche Ding im Keller"). Das Schöne dabei ist, daß sich diese Rätsel zumindest grob datieren lassen. Denn sie können nicht entstanden sein, bevor ihre Thematik ins Bewußtsein einer breiten Bevölkerungsschicht gedrungen ist. Aber wie bewertet man sie im Zusammenhang zu den anderen?
Im Grunde erklären auch diese Rätsel unsere Welt, aber mit Negativbeispielen. ("So etwas gibt es ja gar nicht.") Sie spielen mit dem Gedanken, was wäre wenn... und erweitern damit unseren Horizont.

Behinderungen / Andersartigkeiten / Krankheiten (B1 - B6)
Halt! Ich möchte erst die entsprechenden Rätsel lesen!
Gesunde Menschen haben eine natürliche Scheu vor Menschen, die behindert sind oder einfach nur anders aussehen. Diese Scheu kann man mit biologisch-evolutionären Argumenten begründen („Aussortierung der schwächsten Mitglieder einer Gruppe“). Gottseidank wandelt sich zumindest die "westliche Welt" dahingehend, daß behinderte Menschen mehr und mehr integriert werden. Ein wichtiger Schritt dazu ist, daß dem Durchschnittsmenschen die Probleme behinderter Menschen klar gemacht werden. Ja-Nein-Rätsel leisten hier, wenn auch in drastischer Form,  „Aufklärungsarbeit“.
Beispiele:
In den Rätseln B1 und 2 geht es um sehr kleinwüchsige Menschen, Liliputaner. Sie vermitteln einerseits den Eindruck, daß diese Personen Probleme im normalen Umgang mit der Welt haben. (Wie im Fahrstuhl eines Hochhauses an den Knopf für das oberste Stockwerk zu gelangen.) Andererseits zeigen sie auch auf, wie ausgegrenzt sich diese Menschen fühlen müssen, und nur mit Glück aus ihrer Not noch eine Tugend machen können. (Wie der kleinste Mensch der Welt im Zirkus.)
Das Rätsel J3, aus gutem Grund in einer anderen Kategorie, behandelt den seltenen Fall von siamesischen Zwillingen. Hier wird das Problem allerdings ironisch ins Gegenteil verkehrt, da der Umstand des Zusammengewachsen-Seins zu einer Art perfektem Verbrechen führt.
Weitere Beispiele sind selten. Es scheint fast so, als sei das Thema zu heikel, um es in ironischer oder „verspielter“ Form zu erzählen. Wenn man es jedoch positiv sieht und ein bißchen übertreibt, so kann man die vorhandenen Ansätze als einen guter Weg sehen, um die Probleme behinderter Menschen weiten Kreisen zugänglich zu machen.

Der unübliche Tod (U1 - U14)
Halt! Ich möchte erst die entsprechenden Rätsel lesen!
Der Tod - das große Rätsel der Natur. Hier trifft alles zusammen, was wir über andere Rätsel aussagen können: Angst vor etwas Neuem, Schlimmen, das uns persönlich betrifft. Das letzte Unbekannte. Für die Rätsel ein gefundenes Fressen, das sie in zig Spielarten wiederholen. In vielen anderen Rätseln ist der Tod lediglich ein Mittel zur Verdeutlichung bestimmter Phänomene. Auch, wenn er nicht das Hauptthema der Geschichte ist, so wird er meist als unausweichliche Folge der Ereignisse geschildert. Er veranschaulicht damit Beispiele, macht sie durch seine Dramatik auch leichter merkbar. Er ist also Mittel zum Zweck und verdeutlicht die aufklärerische Wirkung, die Moral der Rätsel durch seinen Schrecken.
In den folgenden Beispielen ist er aber das Hauptthema. Es geht dabei nicht nur um unübliche Wege, aus dem Leben zu scheiden. Es geht auch oft um die Lust an der Deduktion, also einer detektivischen Methode. Das ist in etwa das gleiche Motiv, das uns dazu bringt, Kriminalgeschichten zu lesen oder (etwas überspitzt gesagt) Horrorfilme zu gucken.
Beispiele:
Die Angst, lebendig Begraben zu werden, schildert Rätsel U4 (Fluchthelfer).
Die Angst, unschuldig einem Attentat zum Opfer zu fallen, hat nach dem 11. September (siehe Rätsel N8) eine schlimme Realität angenommen. Ein nicht ganz so realitätsnahes Beispiel wäre U6 (vergiftete Eiswürfel).
Und immer wieder sind die Geschichten ironisch, also mit viel schwarzem Humor verpackt: Im Rätsel N1 (das sich wegen der Trendsportart Ballonfahren in einer anderen Kategorie befindet)  ist es eine wichtige Zutat, daß die Person nackt gestorben ist. Im Rätsel U12 rettet sich ein Mensch vor dem Tod durch Verbrennen oder Ersticken, nur um dann zu Tode zu stürzen. Der makabre Humor geht bis hin zu äußerst düsteren und skurrilen Szenarios wie der unfreiwillige Kannibalismus in den Rätseln G1 oder N5, die beide zu den äußerst beliebten gehören. Und schwarzen Humor auf Kosten eines anderen Hobbies bietet U7 (Angler in der Telefonzelle).
Exempel für die Lust am detektivischen Aufklären eines Mordfalles bieten insbesondere die ersten beiden Geschichten U1 und U2 (Tod im Büro).
In dieser Kategorie findet sich auch ein gutes Beispiel für den angeblichen Wahrheitsgehalt von Ja-Nein-Rätseln: Die Geschichte U9 von der Schauspielerin, die statt mit Platzpatronen aus Versehen mit echten Kugeln auf ihren Kollegen schießt wurde jahrelang als frei erfunden erzählt. Im Jahre 1993 erlebte sie aber einen starken Boom, als tatsächlich bei den Dreharbeiten zum Film "The Crow" Hauptdarsteller Brandon Lee (Sohn von Bruce Lee) auf diese Weise ums Leben kam.

Geburt (X1 und X2)
Halt! Ich möchte erst die entsprechenden Rätsel lesen!
Dagegen ist die Geburt ein Thema, das eher selten erwähnt wird. Natürlich, weil ihm in der Regel die abschreckende Wirkung fehlt. Aber trotzdem habe ich zwei Beispiele gefunden, die immerhin „das Wunder der Geburt“ verdeutlichen.
Den Ja-Nein-Rätseln dient dabei gerade der Umstand, daß man erst einmal auf Geburt als Hauptthema kommen muß, während sie ja sonst in den Rätseln nicht erwähnt wird. So werden die Geschichten X1 und X2 schon beinahe zu Wortspielen, die nichts anderes umschreiben als eben einen sehr natürlichen Vorgang. Dennoch denke ich, daß sie eine eigene Kategorie verdient haben. Denn auch diese beiden Rätsel beschreiben etwas, der uns nicht jederzeit im Gedächtnis präsent ist. Mehr noch, sie beschreiben sogar die Probleme, die es im Zusammenhang mit der Geburt geben kann, und konstruieren "abschreckende Fälle". Daß die bekanntere der beiden Geschichten (X1) noch mit einem Todesfall "gewürzt" ist, zeigt auch hier wieder mal, welche Atraktivität der Tod im Gegensatz zu harmloseren Themen hat. Sogar bei diesem völlig konträren Thema wird er noch zur "Verschleierung", zur Erschwerung des Rätsels genutzt und verdeutlicht so drastisch das eigentliche Thema.

Specials und Scherzrätsel (S1 - S17)
Halt! Ich möchte erst die entsprechenden Rätsel lesen!
Diese Rätsel habe ich der Vollständigkeit halber aufgelistet, ich betrachte sie aber nicht im eigentlichen Sinne als "klassische Ja-Nein-Rätsel". Bei allen läßt sich die Herkunft als Wortspiel, Scherzfrage oder Logikrätsel nicht verleugnen, und als solche wurden sie sicherlich zuerst erfunden. Interessant dabei ist aber, welche Thematik sie so attraktiv gemacht hat, daß sie überaus häufig als laterale Rätsel erzählt werden. Sie beinhalten nämlich alles, was für die obigen Kategorien gilt:
S1 und S3 spielt mit dem Umstand, daß wir in der menschlichen Welt Begriffe aus dem Reich der Tiere haben, und umgekehrt. So ist bei S1 mit einem "Käfer" das Auto gemeint, und bei S3 mit einer "Farm" eine Ameisenfarm.
S6 (Tod auf Verkehrsinsel) könnte, ein bißchen variiert, auch zu einer Geschichte über die Angst im Straßenverkehr werden.
S9 (3 fette Menschen unter einem Regenschirm) führt die Spieler durch den Zusatz "fette" eher erst einmal in die Irre, nämlich an die Probleme von dicken Menschen zu denken, eventuell sogar an Krankheiten oder Behinderungen.
Und einige Rätsel sind wohl vor allem deshalb zu lateralen Rätseln geworden, weil sie die selben Reizworte benutzen, die man aus anderen Klassikern der Ja-Nein-Rätsel kennt. Man kann sich regelrecht vorstellen, wie sich während eines Rätselabends an das berühmte laterale Rätsel um die siamesischen Zwillinge (J3) das Scherzrätsel S11 (Zwillinge sind eigentlich Drillinge) anschließt.Und das Rätsel um den Fallschirmspringer (S13) habe ich schon ein paar Mal selbst gehört, nachdem erst die Geschichten N2, N4, U5 oder sogar P5 erzählt wurden, in denen es jeweils auch um den Sprung oder Sturz aus einem Flugzeug geht. Unter den Specials befinden sich also Versuche von Spielern, ein gutes Anschlußrätsel zur selben Thematik zu finden. Das beweist, welchen starken Eindruck diese Themen bei den Spielern hinterlassen. Es beweist aber auch, wie stark der Bedarf ist, sich über solche Themen auszutauschen. Mithin also: wie verdrängt diese Themen in unserem Alltagsbewußtsein sind.


3., Schlußfolgerung:

Die Ja-Nein-Geschichten decken also viele Bereiche unseres Lebens ab, die im Normalfall “fremd” sind. Werfen wir noch einmal einen kurzen Blick darauf, was in den Rätseln eher selten vorkommt. Denn man könnte sich ja durchaus noch Bereiche in unserem Leben vorstellen, die ebenfalls bekannt sind, aber über die nicht allzu häufig geredet wird:
Bestimmend in unserem Leben sind z.B. noch Religion, Politik, oder beispielsweise Technik. Das sind allerdings Themen, die in den Ja-Nein-Rätseln selten auftauchen. (Natürlich gibt es seltene Ausnahmen, wie die Geschichte P5, in der das Problem der illegalen Einwanderung anklingt. Oder das Rätsel S16, in der wenigstens eine biblische Geschichte das Ausgangsthema darstellt.)

Laterale Rätsel erklären die Welt

Daß gerade diese Bereiche so gut wie ausgespart werden, bestätigt die These: Ja-Nein-Rätsel beschäftigen sich mit Themen, die uns unbekannter sind. Vereinfacht gesagt: sie erklären die Welt. Mit der Lösung eines lateralen Rätsels geht im Normalfall immer auch ein Aha-Effekt einher. Die Spieler haben wieder „etwas gelernt“ oder sind wieder an einen Fakt erinnert worden, der nicht alltäglich ist. Wenn sie sich Themen zuwenden, die uns andauernd in Erinnerung gerufen werden (wie zum Beispiel Haustiere), dann wird auch dort ein eher "seltener" Fall konstruiert.

Natürlich ist das verständlich, denn hier geht es ja auch um den Unterhaltungswert eines Rätsels an sich. Würde ich etwas erraten müssen, mit dem ich täglich in Kontakt komme, wäre das nicht nur langweilig, sondern ich würde auch recht schnell die Lösung erraten. Andererseits: die Lösung des Rätsels ist nicht dafür da, einen völlig unbekannten Fakt zu erklären. Denn auch das wäre im Endeffekt kein gutes Rätsel. (So gibt es beispielsweise selten echte Science-Fiction-Rätsel. Oder Rätsel, in denen es um komplexe technische Zusammenhänge geht. Oder wissenschaftliche Rätsel, die ebenfalls nur einer kleinen Gruppe von Menschen zugänglich wären.) Die Gratwanderung besteht also darin, etwas in Rätselform zu verpacken, daß die Spieler zumindest gehört haben oder sich aufgrund von anderen Erfahrungen gut vorstellen können.

Und genau das ist der springende Punkt. Welche Themenbereiche unserer Lebens sind uns zwar bekannt, werden aber im Alltag ausgespart? Welche an sich bekannte Tatsachen können uns so verblüffen, daß wir darüber „rätseln“? Was ist geeignet für ein gutes Rätsel?

Nehmen wir noch einmal das Beispiel Tod – ein Thema, das in zwei Dritteln aller Rätsel präsent ist. Der Tod gilt nicht umsonst als größtes Rätsel des Lebens. Er ist uns allen in der ein oder anderen Form bekannt, aber –gottseidank – im Alltag nur selten präsent. Er ist uns im Normalfall dermaßen fremd, daß es uns leicht „gruselt“, wenn wir über ihn reden. Das macht ihn zu einem idealen Inhalt für die Ja-Nein-Rätsel. Indem wir den Tod in Rätselform verarbeiten, versuchen wir, seinen Mythos zu enthüllen. Wir beschäftigen uns damit, auf welche Arten man sterben kann. Wie leicht(sinnig) man sterben kann. Und immer wieder: daß der Tod jeden von uns betrifft.

Das mag übrigens auch eine der Begründungen sein, warum Ja-Nein-Rätsel in „westlich“ orientierten Zivilisationen vorherrschen, obwohl es doch eine viel stärkere Tradition der mündlichen Überlieferung bei den sogenannten „Naturvölkern“ gibt. Andere Kulturen leben deutlich stärker mit dem Tod. Sie beziehen ihn ins Alltagsleben mit ein. In Europa oder den USA wird er dagegen aus dem Bewußtsein verdrängt. Nur über die „Hintertür der Rätsel“ kommt er wieder zum Vorschein.

In ähnlicher Weise gilt das auch für die anderen Themen: immer dann, wenn wir uns nicht so auskennen, oder auskennen wollen, ist es ein klassisches Thema für ein Ja-Nein-Rätsel. Ob das Neuheiten sind oder Dein Tier, das unbekannte Wesen, ist letztlich egal. Was zählt, ist der aufklärerische Faktor der lateralen Rätsel. Und wenn es noch einen weiteren Beweis bräuchte, so wäre ich sicher, daß man ihn durch eine Untersuchung der Altersstruktur der Spieler finden könnte. Nach meiner Schätzung werden Ja-Nein-Rätsel zu 80 Prozent von Jugendlichen gespielt, also in einem Alter, in dem man sich orientiert und die Welt entdeckt.

Erzählmethoden: Abstraktion und Drastik

Wenn man schon die Themen der Ja-Nein-Rätsel eingehender betrachtet, sollte man wenigstens einen kurzen Blick auf ihre Erzählmethoden werfen. Wie werden laterale Rätsel, abgesehen von ihrer starren Rätselstruktur, erzählt?
Zwei Methoden fallen auf:
Zum einen sind die Rätsel meist abstrahiert. Sie erzählen niemals von realen Personen. (Im Gegensatz zu den modernen Sagen, die ja oft von Anekdoten berichten, die „einem Freund eines Bekannten eines Bruders etc.“ passiert sind.) Statt dessen haben die lateralen Rätsel tatsächlich eine eigens standardisierte Form der Abstraktion: Sie fangen nämlich häufig mit den Worten an: „Ein Mann...“ In den Rätseln geht es also sozusagen um eine unpersönliche Person, irgend jemand, dem diese Dinge passieren, der aber im Dunkeln bleibt. Es könnte jeder sein, nur nicht jemand, mit dem der Erzähler oder die Zuhörer zu tun haben. Das verhindert, daß wir beim Rätseln zu emotional werden, sondern uns eher theoretisch mit der Logik der Rätsel befassen. Nicht umsonst ist das Rätsel N8 über den 11. September etwas, das oft mit einer "Entschuldigung" vorgebracht wird. ("Bitte haltet mich nicht für pervers oder so... Ich mag nur das Rätsel an sich..." - was dieser Erzähler damit ausdrücken wollte, war natürlich, daß er ein Liebhaber des schwarzen Humors ist, übrigens auch eine Art, schreckliche Ereignisse mental zu verarbeiten.)
Eine Randbemerkung noch: Die starre Formel "Ein Mann..." könnte auch ein Hinweis darauf sein, daß solche Logikrätsel eher von Männern gespielt werden. Tatsächlich ist das nicht wahr. Bei einer kurzen Zählung im Bekannten- und Freundeskreis (ca. 70 Rätselfreunde) stellte ich fest, daß die Anteile an Männern und Frauen in etwa gleich sind. Sehr selten wird übrigens auch die Floskel "Eine Frau..." benutzt, oft dann, wenn es um angeblich "typisch weibliche" Raffinesse geht. In den Fällen, wo das Rätsel tatsächlich fast immer mit einer weiblichen Hauptperson erzählt wird, habe ich es auch so in meine Sammlung aufgenommen. (Z4, oder G2 und G3 sind dafür gute Beispiele.)

Zur Methode der Drastik habe ich bereits im Kapitel zum Thema Tod einiges gesagt. Würden die Ja-Nein-Rätsel wirklich so gut funktionieren, wären sie so erfolgreich, wenn nicht andauernd jemand dabrin ums Leben kommen würde? Wenn sie keinen schwarzen Humor enthielten, keine abstrusen konstruierten Fälle, die oft extrem unwahrscheinlich sind?
Nehmen wir einmal an, der Liliiputaner (aus Rätsel B2), der die Sägespäne nicht sieht, würde sich am Ende der Geschichte nicht erschießen, sondern nur einfach sehr bestürzt sein - wäre die Geschichte dann so stark im Gedächtnis der Spieler haften geblieben, daß sie heute zu einer der beliebtesten überhaupt gehört? Nun, wahrscheinlich nicht unbedingt. Mit Sicherheit trägt die Drastik dazu bei, daß diese Geschichte den Spielern länger in Erinnerung bleibt - notwendig ist sie allerdings nicht. Das beweist zum Beispiel die Geschichte B1, in der es ebenfalls um einen kleinwüchsigen Menschen geht, der aber weder stirbt, noch als besonders traurig dargestellt wird. Trotzdem ist sie mindestens eben so beliebt wie B2.
Trotzdem: es gibt nur sehr wenige Ja-Nein-Rätsel, in denen das Mittel der Drastik nicht angewandt wird, selbst, wenn sie eigentlich überflüssig für die Handlung wäre. Daraus kann man schließen, daß Drastik in lateralen Rätseln nicht nur Mittel zum Zweck ist, sondern sogar ein wesentliches, fast schon ritualisiertes Merkmal geworden ist. Ohne die Drastik scheint es kein gutes laterales Rätsel zu sein, möchte man meinen. Erst das Extrem macht es aus.


Klassiker
Und was muß ein "gutes" Ja-Nein-Rätsel sonst noch für Merkmale haben? Kann man überhaupt aus den obigen Betrachtungen schlußfolgern, welches neu erfundene Rätsel Erfolg bei den Spielern hätte, und welches nicht? Welche Attribute bedingen einen Bestseller unter den lateralen Rätseln?
Tatsächlich ist es so, daß häufig nur ein bestimmter Kanon von Geschichten erzählt wird - sie sind einfach beliebter als andere. Es sind meistens diejenigen, die skurril sind, eine überraschende Pointe haben, drastisch sind, und trotzdem dabei in sich logisch bleiben. Angenommen, ich müßte mir ein Ja-Nein-Rätsel aus den verschiedenen Zutaten "backen", so würde ich damit anfangen, mir aus meinem persönlichen Erfahrungsschatz eine Tatsache zu suchen, die zwar bekannt ist, aber eher selten erwähnt wird. Sagen wir mal: die Tatsache, daß Schotten traditionell Röcke tragen. Dann würde ich ein passendes Verbrechen hinzufügen (Vergewaltigung), eine Krankheit vielleicht noch (Sehschwäche), ein wenig menschliche Schwäche (Eitelkeit) und etwas schwarzen Humor. Heraus würde dann vielleicht ein Rätsel kommen wie:
"Ein Mann ist extrem eitel. Eines Tages wird ihm das zum Verhängnis, als er ein Verbrechen begehen will. Danach mußte er nicht nur einige Tage im Krankenhaus verbringen, sondern wurde auch noch von der Polizei gefaßt. Wieso?"
Die Lösung wäre ungefähr: "Der Mann ist ein Triebtäter, der aber zu eitel und macho-haft ist, um die empfohlene Brille zu tragen. Als er eines Nachts eine Frau vor sich zu sehen glaubt, greift er sie an. Erst, als er im Krankenhaus mit gebrochenen Knochen aufwacht, begreift er, daß mit einem langhaarigen Schotten nicht gut Kirschen essen ist... "
Naja, ob das so erfolgreich wäre, weiß ich nicht. Ich glaube nicht, daß sich solche "generischen Rätsel" wirklich empfehlen. Im Gegenteil: es gibt einige Rätsel, die sehr oft erzählt werden, aber nur wenige "klassische Merkmale echter lateraler Rätsel" haben. Beispiele sind S7 (Monopoly) oder Z4 (Schnarchen).

Trotzdem: Etwa 20 Geschichten kann man als absolute "Klassiker" ausmachen, die immer wieder auftauchen. Das geht so weit, daß ein früherer Bekannter von mir jedem DM 5.- bot, der ihm eine neue Story erzählen konnte. (Ja, "DM". Für die Jüngeren unter euch: Das bedeutete "Deutsche Mark" und war mal unsere Währung. :-)
Dennoch habe ich darauf verzichtet, eine Liste mit "All-time-favourites" ins Netz zu stellen. Zumeist habe ich die etwas häufiger gehörten Rätsel jeweils an die Anfänge der einzelnen Kategorien gestellt, jedoch nicht durchgehend.
Das hat verschiedene Gründe. zum einen gibt es  bereits so etwas wie "Klassikerlisten": das internationale Forum lateralpuzzles.com bietet eine als Orientierungshilfe für neue Spieler. Und auch andere Webseiten trennen ihre Rätsel nach Beliebtheitsgrad.
Zum anderen bin ich der Meinung, daß sich jeder seine eigenen Lieblingsrätsel zusammenstellen sollte. Bei der Auswahl entscheidet bestimmt nicht nur der persönliche Geschmack. Auch der eigene Erfahrungshorizont des Erzählers wird die eigene Sammlung bestimmen. Beispielsweise mag es für Betroffene keine gute Idee sein, Behinderungen zum Thema einer Freizeitgestaltung (eines Rätsels also) zu machen. (Tatsächlich ist meistens eher das Gegenteil der Fall: Gerade Behinderte machen oft derbe Scherze über andere Behinderte, um so ihr eigenes Problem zu verarbeiten. Es sind eher die Angehörigen, die davor zurückschrecken. Aber es ist ja nur ein Beispiel...) Und ein Rätsel über den Tod, zum Beispiel über die schrecklichen Ereignisse des 11.September 2001, zu stellen, gilt bestimmt für viele Menschen pietätlos. Viele Rätsel werden also weit jenseits der Grenzen des guten Geschmacks sein, den man ja durchaus auch durch die Themenwahl seiner Gespräche definiert.
Gerade darin liegt also ein Ergebnis dieser Untersuchung: laterale Rätsel sagen etwas über den Rätselsteller aus.

4., Zusammenfassung der Ergebnisse

Laterale Rätsel gibt es überall in der "industrialisierten Welt".
Sie beschäftigen sich damit, Unüblichkeiten des Alltags zu erklären.
Häufige Themen sind deshalb Dinge, die uns zwar bekannt sind, mit dem wir im Alltag aber nichts oder nur wenig zu tun haben (wollen.) Beispielsweise der Tod, das große Rätsel der Menschheit.
Interessant werden sie auch durch die Erzähl-Stilmittel Abstraktion und Drastik.
Über die eigene Sammlung entscheiden persönlicher Geschmack und Erfahrungshorizont. Sie erzählen also etwas über den Erzähler: ist er eher konservativ? Ein Freund des schwarzen Humors? Wie ist seine Weltsicht?
Und am allerwichtigsten: Sie machen verdammt viel Spaß!
:-)                                                                                   
D. C., 12.9.2002

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